Es ist eine sonderbare Geschichte, die sich in Rapperswil ereignet haben soll: Ein Sigrist hört, wie in der Kirche die Totenglocke läutet und steigt in den Turm hinauf um nachzusehen, was dort los ist. Schockiert stellt er fest, dass sich die Riemen der Glocke wie von Geisterhand bewegen.
Der Sigrist geht wieder nach unten ins Innere der Kirche, wo er ein gruseliges Schauspiel beobachtet: Eine Kompanie von über 50 geköpften Soldaten hält eine schauerliche Messe.
Wann genau sich dieses gruselige Ereignis abgespielt haben soll, ist nicht niedergeschrieben. Zu finden ist die Schauergeschichte im Buch „Sagen des Kantons St. Gallen“ von Jakob Kuoni.
Besteht ein Zusammenhang mit der Schlacht von Näfels?
Gemäss der Sage handelt es sich bei den Soldaten um Gefallene aus der Schlacht bei Näfels im Jahr 1388. Damals kämpften die Rapperswiler auf der Seite von Habsburg gegen die eidgenössischen Glarner. Auch damals soll die Totenglocke geläutet haben – und zwar genau 62 mal, worauf, laut Erzählung dieselbe Anzahl an Rapperswiler Soldaten den Tod gefunden haben.
Ob die Glocke tatsächlich 62 mal geläutet hat, lässt sich nicht überprüfen. Es ist jedoch historisch belegt, dass bei der Schlacht 62 Rapperswiler Soldaten gefallen sind.
Auch ein Gedicht nimmt Bezug auf das geisterhafte Läuten der Totenglocke.
In einem Gedicht von J. H. Fornaro aus dem Jahr 1835 heisst es: „Eh diese böse Kund zur Stadt gedrungen, / dass unsere wack’re Harst in Treue fiel, / hat zweiundsechzig Mal geklungen, / die grosse Glocke zu Rapperswil.“
2009 ertönten die Glocken in Rapperswil erneut.
Vor neun Jahren läutete die Glocke erneut ohne Grund und wollten einfach nicht mehr aufhören. Schuld daran waren weder gefallene Soldaten, noch andere Geister, sondern eine abgestürzter Computer – der Horror der modernen Zeit sozusagen.
Teaserbild: Wikimedia Commons / Roland Zumbuehl
