So dramatisch verlief der Schweizer ESC-Sieg 1988

Der spannendste Voting-Krimi in der Geschichte des Wettbewerbs war der Beginn einer Weltkarriere - und bislang der letzte Schweizer Triumph am ESC.

Am 30. April 1988 hielt Europa den Atem an. Zumindest jener Teil, der an den Fernsehgeräten den 33. Eurovision Song Contest in Dublin verfolgte. Für den Wettbewerb hatte sich die Schweiz Hilfe aus Übersee geholt: Eine damals noch mehrheitlich unbekannte Kanadierin namens Céline Dion interpretierte das von Atilla Şereftuğ und Nella Martinetti geschriebene Lied „Ne partez pas sans moi“.

Der Song

Die Verpflichtung lohnte sich: Trotz einer modisch, ehm, abenteuerlichen Outfitwahl überzeugte Dions Auftritt musikalisch auf ganzer Linie. Doch würde es auch reichen, um den Favoriten Scott Fitzgerald aus dem Vereinigten Königreich zu schlagen? Der föngewellte Schotte trat mit der Ballade „Go“ an.

Das Voting

Tatsächlich wurde das anschliessende Telefon-Voting zum wohl spannendsten in der Geschichte des Wettbewerbs. Bis zur letzten Länderstimmabgabe durch Jugoslawien lag die Schweiz noch fünf Punkte hinter dem United Kingdom. Doch dann die Wende: Die Schweiz erhielt sechs Punkte und übernahm damit die Spitze – plötzlich stand es 137 zu 136!

Hätte Jugoslawien jetzt – wie es eigentlich erwartet wurde – auch Punkte an das Vereinigte Königreich vergeben, wäre Fitzgerald wieder an die Spitze zurückgekommen und hätte das Ding nach Hause gefahren. Und so begannen für Céline Dion und die Schweiz quälend lange Minuten, in denen Jugoslawien seine übrigen Punkte vergab.

Auch Fitzgeralds Ecke wurde jetzt langsam unruhig: Es kamen und kamen keine Punkte für „Go“. Schliesslich erreichte die Sprecherin von Jugoslawien die begehrten „Twelve Points“ und der Saal hielt inne. Die Entscheidung: Höchstwertung für Frankreich und somit der ESC-Sieg an die Schweiz – den ersten seit 32 Jahren. Mit gerade mal einem Punkt Abstand!

Der Triumph

Beni Thurnheer und sein bestes Schulfranzösisch empfingen nach dem Triumph das Siegertrio zum Interview. Für die damals 20-jährige Céline Dion war der ESC-Auftritt der endgültige Durchbruch zur Weltkarriere. Weniger erfolgreich verliefen die kommenden Jahre dagegen für die Schweiz am Contest: „Ne partez pas sans moi“ blieb der bislang letzte Gewinnerbeitrag aus der Schweiz.

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