In und um Schloss Gruyère

Spricht man von Gruyère, kommt vielen nur der Käse in den Sinn. Doch das Städtchen hat noch viel mehr zu bieten. Geh doch mal hin.

Schloss Gruyère: so ein Käse!? Wir haben das Fribourger Schlossstädtchen besucht und von unten, von oben und von nahem unter die Lupe genommen. Zwei Sachen vorweg: Besucht die Region um Himmels Willen in der Nebensaison, also im Herbst oder im Frühling, und nehmt auf jeden Fall viel Hunger auf Süsses mit!

Autor: Pascal Brunold

Erst muss man einmal hinkommen

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Die Burgruine befindet sich mitten im Greyerzersee. 

Hier in der Schweiz haben wir das riesige Glück, selten mehr als ein paar Minuten reisen zu müssen, um an einen Ort zu gelangen, von dem man eine malerische Aussicht geniessen kann. Einige dieser Orte haben es als Reiseziele sogar zu internationaler Prominenz geschafft und ziehen jährlich tausende von Touristen an. Wir Einheimische kennen diese Orte leider viel zu oft nur vom Hörensagen, weil uns eine mehrstündige Reise viel zu weit ist, wenn wir so viele Alternativen in direkter Nähe haben.

Für mich als Südostschweizer war das weltbekannte Schloss Gruyère deshalb nur vom gleichnamigen Käse bekannt. Im Nachhinein hätte ich die Region schon viel früher besuchen sollen. Oder vielleicht auch nicht; zu viel Zucker ist ja bekanntlich ungesund. Dazu kommen wir aber später.Von Chur aus ist es eine Reise von ziemlich genau 300 Kilometern quer durch die ganze Schweiz, um ins Fribourgische Greyerz zu gelangen. Unterwegs gibt es natürlich viel zu sehen, mir hat dabei der Greyerzersee besonders gut gefallen.

Wer mit dem Auto anreist, überquert einen Teil des Gewässers auf einem Viadukt und kann den See, der sich durch die Westschweizer Hügel schlängelt, bestaunen und sich über die Burgruine wundern, die sich weit weg vom Ufer auf einer Insel mitten im See befindet. Später haben wir herausgefunden, dass die Insel und der See erst 1948 entstanden sind, als man dort eine Staumauer baute. Dem Panorama schadet der See definitiv nicht! Nach dem See kann man dann auch bald schon das berühmte Schloss Gruyère erkennen.

Käse gehört natürlich auch dazu

Tausende von Käselaibern reifen im „Maison du Gruyère“. 

Gestartet bin ich beim Bahnhof Greyerz. Mein erstes Ziel war das “Maison du Gruyère”, das sich direkt am Bahnhofplatz befindet. Hier wird ein Teil des berühmten Käses hergestellt und gelagert, der dem Ort seinen Namen gibt. Neben der Schaukäserei ist vor allem das Käselager besonders interessant, in dem sich Menschen und Roboter liebevoll um die reifenden Käseräder kümmern.

Na ja, vielleicht ist das etwas übertrieben. Die menschlichen Arbeiter machen den Eindruck, als würden sie eher zufällig mal einen Käse zur Schau näher anschauen und untersuchen bevor sie wieder im Hinterzimmer verschwinden. Vom Engagement der Roboter bin ich aber voll überzeugt. Wie futuristische Wandregale auf Rädern ziehen sie Dreierreihe um Dreierreihe Käse aus den Tiefen der Lagerregale, prüfen sie gewissenhaft, wenden sie, bürsten sie, reiben sie mit Geheimzutaten ein und stellen sie an ihren Platz zurück. Ich war begeistert! Obwohl ich Käse und Roboter sehr mag, war das Highlight an dieser Station aber etwas anderes. Im Fabrikladen, wo neben Käse und Souvenirs auch lokale Produkte angeboten werden, fand ich die besten Meringues, die ich je gegessen habe. Wenn ich sie nicht erst zu Hause probiert hätte, hätte ich vermutlich den ganzen Vorrat aufgekauft. Vielleicht beim nächsten Mal…

Ab auf den Schlosshügel

Willkommen im Schloss Gruyère. 

Den Hügel hinauf machte ich mich auf den Weg zum Schlossstädtchen. Dabei kam ich auch am Busparkplatz vorbei. Wie ich später erfahren habe, fahren hier zur Hauptsaison fast im Minutentakt mehrere Cars vor, entladen oder beladen ihre Ladung Touristen aus aller Welt und verschwinden wieder. Jetzt im Herbst geht es zum Glück etwas gemütlicher zu und her. Zuoberst auf dem Hügel ging ich zuerst quer durchs Stätdtchen direkt zum berühmten Schloss.

Ca. 800 Jahre alt und im Savoyer-Stil gebaut, beherbergt es heute ein Museum, in dem man das Schloss, seine Wandmalereien und andere Kunstwerke bestaunen kann. Wer eine Bankkarte von Raiffeisen vorweisen kann, erspart sich übrigens den Eintrittspreis.

Lust auf Schokolade?

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Das „Maison de Cailler“ ist ein echtes Paradies für Schoko-Fans. 

Unweit vom Schloss findet man auch etliche Restaurants und Cafés. Ein Café sticht dabei deutlich heraus: Wie in Chur gibt es auch hier ein “Giger-Café”, in dem man sich Kunstwerke des berühmten Künstlers und “Alien”-Schöpfers H.R. Giger anschauen kann. Sein Stil ist bekanntermassen nicht für jedermann, ich fand sie sehr speziell.

Schloss und Schlossstädtchen lassen sich in der Nebensaison in ein paar Stunden gemütlich besuchen. Als früher Besucher hatte ich noch fast den ganzen Nachmittag Zeit und entschloss mich, das nahe gelegene “Maison de Cailler” im Ort Broc-Fabrique zu besuchen. Wie der Name vermuten lässt, wird dort Schokolade der Marke Cailler produziert.

In einer Gruppentour geht es durch einen Korridor, der durch einen Grossteil der Fabrik verläuft. Dabei gibt es mehrere Stationen, wo die Geschichte der Schokolade und der Firma erklärt werden und man kann den Betrieb in der Fabrik beobachten. Auch hier gibt es coole Roboter! Ein beeindruckend schneller Roboterarm erkennt auf einem Förderband voll mit Pralinees jedes nicht perfekt geformte Stück und schnappt sie sich alle in einem Affenzahn. Die aussortierten Pralinees werden zu einem Teil wieder eingeschmolzen und der Rest wird an die Besucher verteilt. Die Chocolatiers sind echte Künstler und es ist extrem interessant, ihnen bei der Arbeit zuzuschauen. Zum Schluss konnte man dann sogar das ganze Pralinee-Sortiment von Cailler durchprobieren!

Am Ende des Tages wollte ich noch kurz die Aussicht vom Greyezer Hausberg, dem Moleson geniessen. Mit der Nahen Seilbahn ging es hinauf zu einer Sternwarte in der Nähe der Bergspitze. Die Aussicht war fantastisch und am liebsten hätte ich dort oben noch viel mehr Zeit verbracht. Sogar der Greyezersee sah von hier oben noch schöner aus. Leider musste ich schon bald die letzte Bahn erwischen.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Studienganges „Digital Business Management“ an der HTW Chur. Mehr dazu unter: studium.htwchur.ch/digital-business-management

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