Warum die Deutschen uns nicht mehr leiden können

Was geht in den Köpfen unserer Nachbarn vor? Trotz all der lobenden Worte, die das Eidgenössische Departement für äusserliche Angelegenheiten (EDA) über den internationalen Ruf der Schweiz verbreitet, scheint ein Riss durch das Herz Europas zu gehen. Die Deutschen, unsere Nachbarn und historischen Partner, wenden sich zunehmend von uns ab. Aber warum?

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Die Antwort liegt nicht in den Sternen, sondern wurde jüngst in den Schlagzeilen offensichtlich: Der spektakuläre Kollaps der Credit Suisse und deren hastige Übernahme durch die UBS haben weltweit für Aufsehen gesorgt – und uns Schweizer nicht gerade in einem strahlenden Licht erscheinen lassen.

Doch das Finanzdebakel ist nur die Spitze des Eisbergs. Viel schwerer wiegt unsere heikle Positionierung im Ukrainekrieg. Während ausländische Medien unser Handeln und unsere Haltung regelmäßig aufs Korn nehmen, besonders in Europa, den USA und, wer hätte es gedacht, Russland, scheint es, als hätten wir den diplomatischen Grat, auf dem wir so balancieren, gründlich missverstanden.

Ja, die Schweiz genießt international noch immer Ansehen. Aber dieses Bild bekommt Risse, speziell in den Augen der Deutschen, Russen und Saudis. Unser einst so makelloser Ruf als neutrale, friedliebende Nation bekommt Kratzer. Die Frage ist: Haben wir uns zu lange auf unseren Lorbeeren ausgeruht?

2023 war ein Jahr der Reputationskrisen für die Schweiz: der Untergang der Credit Suisse, unser zwiespältiges Agieren im Ukraine-Konflikt. Diese Themen haben uns in ein Licht gerückt, das weit entfernt ist von dem glänzenden Image, das wir gerne von uns projizieren.

Es ist Zeit für eine ehrliche Selbstreflexion. Das EDA berichtet von einem weiterhin guten Ruf im Ausland, doch in spezifischen Aspekten, besonders in puncto Sympathie, sehen wir uns mit einer ernüchternden Realität konfrontiert. Unsere Beliebtheit bröckelt – und zwar dort, wo wir sie am meisten brauchen: bei unseren direkten Nachbarn und globalen Partnern.

Doch trotz allem Negative gibt es auch Lichtblicke, wie den medizinischen Durchbruch in Lausanne, der einem Querschnittsgelähmten das Gehen ermöglichte, oder die internationale Anerkennung unserer Justiz. Aber reicht das, um das Ruder herumzureißen?

Das internationale Bild der Schweiz zeigt: Wir sind weit davon entfernt, nur durch Schokolade und Uhren definiert zu werden. Doch es ist an der Zeit, dass wir uns fragen, ob wir bereit sind, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um nicht nur als reiche, sondern auch als weise Nation wahrgenommen zu werden. Sind wir bereit, uns den realen Problemen zu stellen und unsere Position in der Welt zu überdenken? Oder werden wir weiterhin zusehen, wie unsere Sympathiewerte sinken und unsere Reputation leidet?

Die Uhr tickt, liebe Schweiz. Es ist höchste Zeit für einen Weckruf.

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