Ein Stück Schweizer Tourismus-Geschichte: das Hotel Bellevue des Alpes

Ein Stück Schweizer Tourismus-Geschichte

Hoch oben auf der Alm der Kleinen Scheidegg trifft sich die ganze Welt. Die Jungfrau-Region ist längst zum Tourismus-Mekka der Schweiz mutiert. Die schwindelerregende Eiger-Nordwand und das atemberaubend hohe Jungfraujoch locken Touristen aus aller Welt ins Berner Oberland. Dem war aber nicht immer so.

Hotel Bellevue des Alpes

Den Stein brachte das kleine Gasthaus “Zur Gemse” ins rollen. Die einfache Unterkunft beherbergte die ersten Touristen in der Region. An Luxus war zu dieser Zeit noch nicht zu denken. Der Wirt, Christian Seiler, war der Begründer eines gastronomischen Familienerbes.

Bis zur Gründung der Jungfraubahnen gelangte man nur zu Fuss oder mit dem Pferd auf die abgelegen Alp am Fusse des Eigers. Die neue Bahn brachte immer mehr Touristen in die Region. Diese kamen fast ausschliesslich aus England. Zuvor war das Gasthaus zu Hotel “Bellevue” umbenannt worden.

“Was die können, können wir schon längst”, dachten sich die Älpler und bauten neben dem “Bellevue” das Hotel “Des Alpes”. Doch klappen wollte die Idee nicht. Einige Jahre später wurde das “Des Alpes” für rund 800’000 Goldfranken an das Hotel “Bellevue” verkauft.

Hotel Bellevue des Alpes

Nach überstandenem Erstem Weltkrieg ging der Erfolg des Hotel “Bellevue des Alpes” weiter. Es kamen die verrückten Zwanziger- und Dreissigerjahre.

Vom vermeintlichen Sommerhotel, blieb die Herberge im Winter 25/26 zum ersten Mal auch während der eisigen Jahreszeit geöffnet. Der Skitourismus kam mit den Britischen Gästen ins Jungfraugebiet. Die Erfinder des modernen alpinen Skifahrens zeigten sich begeistert, erklommen täglich auf Fellen das Lauberhorn und fuhren einmal pro Tag nach Grindelwald oder Wengen.

Hotel Bellevue des Alpes

Für drei Wochen pro Saison weilte ein Korrespondent des Londoner “Tatler”, dem Britischen Gesellschaftsmagazin Nummer 1 zur damaligen Zeit, im Hotel Bellevue. Die Engländer von damals waren Ski-Fanatiker.

Nebst dem Skifahren, war das Bellevue des Alpes auch Zeitzeuge einiger Kletter-Tragödien. Beim Versuch die Nordwand zu durchsteigen, starben viele gestandene Bergsteiger wie Max Sedlmayr und Karl Mehringer, Anderl Hinterstoißer und Toni Kurz, sowie die Österreicher Willy Angerer und Edi Rainer.

Die Erstbesteigung gelang schliesslich 1938 durch die Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig Vörg, sowie die Österreicher Fritz Kasparek und Heinrich Harrer.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann für das Hotel auf der Kleinen Scheidegg eine neue Ära. Die Engländer kämpften mit einer schweren Rezession und waren nicht mehr die einzigen auf der Alm.

Heute wird das Hotel Bellevue des Alpes immer noch von derselben Familie geleitet. Mittlerweile schon in der fünften Generation.

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