Le Mans (1955): das Ende der goldenen Motosport-Ära in der Schweiz

Über 60 Jahre wurde in der Schweiz kein einziges Rundrennen mehr ausgetragen. 

Am 11. Juni 1955 kam es beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans zur grössten Katastrophe in der Geschichte des Motorsports. Dabei kamen 84 Menschen ums Leben. Der Zwischenfall sorgte dafür, dass Rundrennen in der Schweiz verboten wurden.

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400’000 Zuschauer verfolgen das Geschehen an der Rennstrecke von Le Mans. Mike Hawthorn in einem Jaguar und Formel-1-Weltmeister Juan-Manuel Fangio im Mercedes ringen um die Spitze. Wir zählen die 32. Runde. In hohem Tempo flitzen die schnellsten Rennwagen der Welt an den Zuschauern vorbei. Hawthorn fährt an die lange Boxenreihe, die zu dieser Zeit noch nicht von der Rennpiste getrennt war. Vor ihm fährt noch der überrundete Wagen von Lance Macklin, ein Austin-Healey mit der Nummer 26.

In der Hitze des Gefechts riskiert Hawthorn ein Überholmanöver und schwenkt dann brüsk rechts vor seiner Box ein. Macklin, irritiert durch dieses Manöver, tritt voll auf die Bremse und schert links aus. Dahinter folgt bereits der Mercedes von Pierre Levegh. Mit 280 km/h donnert er an den bremsenden Macklin heran. Der Franzose hebt noch die Hand um den nachfolgenden Fangio zu warnen. Dann kracht’s.

Levegh fährt links auf Macklins Austin auf und wird weggeschleudert. Nur wenige Meter weiter vorne stehen ahnungslose Zuschauer. Pierre Levegh wird herausgeschleudert, während sein Auto förmlich zerrissen wird. Die Einzelteile des Boliden fliegen durch die Zuschauerränge und erwischen 80 Menschen tödlich. Pierre Levegh fängt Feuer und stirbt noch vor Ort.

Der Wagen von Macklin rast über die Strecke und prallt gegen die Abschrankungen. Dabei reisst er einen Polizisten in den Tod. Macklin selbst überlebt den Horror-Crash nur knapp.

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Während auf den Rängen ein Chaos herrscht, geht das Rennen weiter. Um 2 Uhr zieht Mercedes seine beiden verbliebenen Piloten aus dem Rennen. Der sich abzeichnende Sieg – Juan-Manuel Fangio und Sterling Moss liegen zur Zeit des Rückzuges mit Rundenvorsprung an der Spitze – war sinnlos geworden.

Nach dem Rennen entfacht eine heftige Debatte um den Sieger des Rennens. Mike Hawthorn, der auf dem obersten Treppchen steht, feiert sich als Sieger und soll zugleich der Auslöser des Jahrhundert-Crashs von Le Mans sein.

Bern zieht die Notbremse

Die Tragödie von Le Mans wirft auch in der Schweiz hohe Wellen. Es wird ein Verbot von Rundstreckenrennen gefordert. Am 20. Juni 1955 wird der GP von Bern aufgrund dieses Crashs abgesagt. Seither blieb es auf Schweizer Strassen ruhig.

Über 60 Jahre, genauer gesagt bis zum 10. Juni 2018 gab es wegen dem Crash von Le Mans keine Rundrennen mehr auf Schweizer Boden. Ob es nach dem im Juni erfolgreich durchgeführten Formel E Rennen nun wieder vermehrt Rundrennen in der Schweiz geben wird, ist noch unklar.

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