Salzabbau in der Schweiz vor 500 Jahren: Knochenharte Arbeit um das weisse Gold

Schweisstreibender Bergabbau, ausgeklügelte Transportsysteme und einzigartige Technik: So gewann man in der Schweiz vor 500 Jahren das überlebenswichtige Salz.

Die Schweiz kann sich seit dem Jahr 1860 selbst mit Salz versorgen und ist seither nicht mehr auf ausländischen Import angewiesen.

Doch mit welchen Maschinen und Technologien hat man vor 500 Jahren das Salz abgebaut und verarbeitet? Die einzigartige Geschichte rund um den traditionellen Salzabbau in der Schweiz.

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Im Mesozoikum (vor 252-66 Millionen Jahren) war die Schweiz von einem Flachmeer überdeckt. Das eingedampfte Salz des ausgetrockneten Meers von damals wurde mit einigen Gesteinsschichten überdeckt und in die Faltung der Alpen miteinbezogen. In manchen Gegenden der Schweiz verlief die Faltung genau so, dass das Salz nahe der obersten Erdkruste wieder nach oben geschoben wurde.

Ein gefährliches Unterfangen

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Schon im Jahr 1475 fanden die Schweizer heraus, wie man das Salz chemisch so verändern kann, dass es in reiner kristalliner Form vorliegt, wie man es heute im Laden kaufen kann. Bei manchen Wasserquellen war das Wasser salzhaltig und so machte man es sich zunutze. Doch die Schweizer wollten mehr.  Sie vermuteten im Innern des Berges, aus dem das Wasser sprudelte, mächtige Salzvorkommen.

Die Gewinnung des Salzes war ein Spiel gegen die Natur. Man musste dabei ins Innere der Erde greifen und es sich holen. Manche Stollen sind auch heute noch bis zu hundert Meter tief. Die Luft dort unten ist stickig und kalt; ein gewöhnungsbedürftiger Arbeitsplatz.

Das Salz schlummerte tief im Berg

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Um an das Salz heranzukommen, musste man viel bohren und sprengen. Das Unterfangen war äusserst gefährlich, denn bei jeder Bohrung und Sprengung hätte die Decke einstürzen können. Die Bergarbeiter mussten konzentriert bleiben und genau arbeiten, damit ihnen kein Fehler passierte. Bis im 18. Jahrhundert holte man das Salz auf dem trockenen Weg. Man sprengte und schaufelte es also in seiner steinernen Form heraus, zerbröckelte es in kleinere Stücke und mahlte es schlussendlich zu feinem Sand.

Der nasse Abbau erhöhte die Effizienz und die Produktivität

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Danach wurde der sogenannte nasse Abbau angewendet. In das Bohrloch wurde Wasser gepumpt. Dieses hat sich mit der Zeit mit dem Salz gesättigt und man konnte es als sogenannte Sole wieder abpumpen. Die Sole musste man anfangs noch über lange Zeit über dem Holzfeuer kochen, damit das Wasser verdampfte und nur noch das reine Salz in kristalliner Form übrig blieb. Dieses Salz war einerseits deutlich reiner als das Steinsalz, welches mit dem trockenen Abbau gewonnen wurde. Andererseits war es auch hygienischer, da es abgekocht war und damit keine Bakterien enthielt. Der Geschmack des Steinsalzes war jedoch wahrscheinlich spezieller, da dort drin noch andere Mineralien enthalten waren.

Der nasse Abbau bedeutete für die Hersteller viel weniger Arbeit. Das Salz musste nicht mehr krampfhaft aus dem Berg geschürft werden, sondern floss schon fast von selbst hinaus. Heute arbeiten alle Salinen in der Schweiz nur noch mit dem nassen Abbau.

Das Aquädukt der Schweizer

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Das mit dem Salz angereicherte Wasser wurde ab dem 18. Jahrhundert über sogenannte “Soledukte” in eine Saline gepumpt, wo die Sole gekocht wurde. Die Soledukte funktionierten wie Aquädukte bei den Römern, nur führten sie anstatt normalem Wasser hochkonzentriertes Salzwasser mit sich. Man steckte ausgehölte Kiefernstämme ineinander, welche an den Enden zugespitzt waren und liess das Wasser durchfliessen.

Heute kann man noch einzelne Streckenabschnitte der einst kilometerlangen Soledukte bestaunen.

Die Perfektionierung des Salzabbaus bis zur Unabhängigkeit

Kulturwege Schweiz

Mit der Zeit entwickelten die Schweizer sowohl für den Transport, als auch für den Abtransport des Wassers eigene unterirdisch verlaufende Tunnelsysteme, welche man heute noch besuchen kann.

Heute gibt es in den Schweiz Salinen, welche ein Stollennetz mit bis zu 50 Kilometern Länge haben. Ein Salzlabyrinth sozusagen. Der Salzabbau wurde in der Schweiz gar so weit perfektioniert, dass kein Import mehr nötig ist. Die Schweiz kann sich selbst mit dem weissen Gold versorgen.

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