Schweizer Geschichte kompakt erklärt: der Sonderbundskrieg

Die Geburtsstunde des Schweizer Bundestaates.

Seit 170 Jahren herrscht Friede in der Schweiz. Ein Privileg, das hart erkämpft werden musste. Mit dem Sonderbundskrieg von 1847 endeten auch die letzten militärischen Handlungen auf Schweizer Boden und die Weichen für einen geeinten Bundesstaat wurden gelegt. Am 3. November fanden damals die ersten Kampfhandlungen zwischen dem Sonderbund und der Schweizerischen Eidgenossenschaft statt. Wir werfen hier einen Blick auf den letzten Bürgerkrieg der Schweiz und die Geburtsstunde unserer Nation.

Die Ausgangslage

PD

Die französische Julirevolution von 1830, bei der sich die Bürger erfolgreich gegen das Wiedererstarken des Adels durchsetzten, hinterliess auch beim Nachbarn Spuren: Liberale Kräfte im Schweizer Staatenbund sehnten sich nach einem zentralen Bundesstaat und wollten die Macht der Kirche sowie privilegierter Familien stark einschränken. Dieses Vorhaben stiess bei konservativen Kantonen mit stark katholischer Prägung auf Widerstand.

Schon bald kam es im ganzen Land zu Konflikten zwischen den Konservativen und Liberalen: Beim Züriputsch von 1839 erzwangen Aufständige die Einsetzung „gottesfürchtiger Männer“ in die Regierung, welche sich jedoch nicht auf Dauer hielt. Beim Aargauer Klosterstreit von 1841 bis 1843 wollte der Grosse Rat wiederum sämtliche Klöster im Kanton auflösen, wurde jedoch aufgrund vom Bundesvertrag daran gehindert.

Endgültig eskalierte die Situation durch die Freischarenzüge von 1844 bis 1845: Nachdem die Jesuiten nach Luzern berufen wurden, um dort an höheren Schulen zu unterrichten, bildeten sich liberale Freischaren. Diese sollten die Kleriker vertreiben, scheiterten aber mit ihrem Vorhaben und verloren über 100 Mann auf dem Schlachtfeld. Nach der Ermordung ihres Politikers Joseph Leu sahen die konservativen Kantone endgültig den Bogen überspannt und gründeten einen Sonderbund, der sich am 29. Oktober 1847 von der bisherigen Bundesregierung abspaltete – ein Bürgerkrieg war unausweichlich.

Die Kontrahenten

Bildmontage LM

Sonderbund – vertreten durch die Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Nidwalden, Obwalden, Wallis, Zug sowie Freiburg und unter dem Kommando von General Johann Ulrich von Salis-Soglio. Truppenstärke: ca. 79’000 Mann.

Schweizerische Eidgenossenschaft – vertreten durch die Kantone Zürich, Bern, Glarus, Solothurn, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Schaffhausen, Appenzell Ausserrhoden, St. Gallen, Graubünden, Aargau, Thurgau, Tessin, Waadt sowie Genf und unter dem Kommando von General Guillaume Henri Dufour. Truppenstärke: ca. 99’000 Mann.

Die Kantone Appenzell Innerrhoden und Neuenburg erklärten sich während den Kriegshandlungen für neutral.

Die Kriegshandlungen

Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung

Der Sonderbundskrieg dauerte glücklicherweise nur 26 Tage: Am 3. November 1847 fiel der Sonderbund im Tessin ein, dann im aargauischen Freiamt. Beide Vorstösse wurden von den eidgenössischen Truppen zurückgeschlagen, beim Gefecht von Geltwil kamen etwa ein Dutzend Soldaten um.

Am 11. November startete General Dufour die Gegenoffensive und isolierte als erstes den Kanton Freiburg, der drei Tage später als erstes Mitglied vom Sonderbund kapitulierte. Anschliessend begannen die Vorbereitungen zum Angriff auf Luzern.

Auf der Gegenseite verbuchte der Sonderbund im Gefecht bei Airolo einen Achtungserfolg, als sich Truppen aus Uri und dem Wallis gegen die Tessiner durchsetzen konnten. Es würde sein einziger Sieg bleiben: Die Kämpfe in Gisikon, Meierskappel und Schüpfheim gingen verloren und so nahmen die eidgenössischen Truppen am 24. November Luzern ein.

Die Kapitulation der Hochburg der Konservativen hatte umgehende Folgen: Die Innerschweizer Mitglieder vom Sonderbund gaben sich am darauffolgenden Tag geschlagen, das Wallis folgte am 29. November. Im Verlauf sämtlicher Kampfhandlungen kam es zu insgesamt 86 Toten und ca. 500 Verwundeten.

Schweizer Geschichtsbuch 2

Mit dem Sieg der Liberalen wurde auch die Schweizerische Eidgenossenschaft nach deren Vorstellungen umgebaut: Am 12. September 1848 wurde die Bundesverfassung in Kraft gesetzt, welche die Schweiz unter anderem fortan aussenpolitisch geeint auftreten liess, diverse Fragen wie das Zoll- und Postwesen vereinheitlichte sowie das Bundesgericht, die Bundesversammlung und den Bundesrat in Kraft setzte – mit Bern als Sitz der Bundesregierung. Die Schweiz, wie wir sie bis heute kennen, war geboren.

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